Wie wird Überlaufinkontinenz behandelt?
Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit von der zugrundeliegenden Erkrankung, sprich der Behinderung (Obstruktion) oder der Muskelschwäche.
Im Falle einer Verengung sollte das Hindernis beseitigt werden. Dies geschieht in den meisten Fällen operativ. Da die häufigste Ursache eine Prostatahyperplasie ist, sollte nach akuter Erstversorgung durch Einmalkatheter oder Anlage eines Dauerkatheters die Prostata dann operativ verkleinert werden. Ein erhöhter Widerstand im Bereich des Blasenauslasses kann medikamentös mit alpha-1-Rezeptoren-Blockern wie Alfuzosin, Doxazosin, Tamsulosin oder Terazosin gesenkt werden. Nebenwirkungen, die auftreten können, sind Schwindel, Kopfschmerz, grippale Symptome und Blutdrucksenkung. Bei älteren Patienten mit einem Katarakt (grauer Star) ist ebenfalls Vorsicht geboten.
Ist eine Schwäche der Muskulatur die Ursache, muss der Urin im akuten Fall erst einmal manuell mittels Einmalkatheter oder auch Dauerkatheter entleert werden. In jedem Fall sollte zusätzlich versucht werden, den Blasenmuskel mit Medikamenten oder über eine Elektrostimulation zu stimulieren und reaktivieren. Empfohlen werden Cholinergika oder Parasympathomimetika. Nebenwirkungen der Substanzgruppen sind Übelkeit, Speichelfluss, Magen-Darmkrämpfe, Durchfälle und die Auslösung von Drangsymptomen an der Harnblase. Bei älteren Patienten bestehen eine ganze Reihe an Kontraindikationen, sodass der Einsatz dort genau bedacht werden muss. Operationen sind erst die letzte Option, wenn alle anderen Versuche fehlgeschlagen sind. Zusätzlich ist zu bedenken, dass eine Unterscheidung zwischen einer Muskelschwäche (Detrusorhypotonie) und einer Blasenauslassobstruktion nicht immer klar möglich ist und es durchaus Mischbilder gibt. Daher können auch gemischte therapeutische Ansätze sinnvoll sein.
Inkontinenzprodukte
Neben allen therapeutischen Maßnahmen sind moderne Inkontinenzhilfsmittel für eine gute Bewältigung der Inkontinenz im Alltag ganz entscheidend. Im deutschen Markt gibt es ein sehr breites Angebot an Inkontinenzprodukten (über 2.000 Produkte), das Urinalkondome, Einmalkatheter, aufsaugende Produkte, usw. in verschiedensten Varianten umfasst. Durch diese Vielfalt kann heute jeder eine Versorgung finden, die sehr gut auf seine individuelle Situation passt und weiterhilft.