Wie wird Reflexinkontinenz behandelt?
Die Therapie der Reflexinkontinenz erfordert die Fachkompetenz neurourologischer Zentren aufgrund der individuellen und komplexen Störungen des Harntraktes, die mit neurologischen Grunderkrankungen einhergehen können. Das Hauptziel der Therapie, insbesondere bei der spastischen Blase, besteht darin, die Nieren zu schützen und ihre Funktion aufrechtzuerhalten. Daher geht es bei der Inkontinenztherapie primär darum, eine vollständige Blasenentleerung zu erzielen und die Drücke im Harntrakt niedrig zu halten. Eine regelmäßige Entleerung der Blase alle vier Stunden mittels Einmalkatheter ist eine gängige Methode. In einigen Fällen kann auch die Verwendung eines Dauerkatheters erforderlich sein. Eine alternative Methode ist das Training der kutanen Reflexmiktion durch Klopfen auf die Blase, um einen Miktionsreflex auszulösen. Unterstützend kann eine Elektrostimulation eingesetzt werden.
Medikamentöse Therapie
Eine medikamentöse Therapie mit Tabletten, Pflastern oder Lösungen kommt vor allem bei spastischer Blase oder hyperaktiver Blase in Betracht. Ziel ist es, die Hochdruckblase in eine Niedrigdruckblase zu überführen. Eingesetzt werden dazu vor allem Anticholinergika wie Oxybutynin, Propiverin, Trospiumclorid, Tolterodin, Darifenacin, Solifenacin oder Fesoterodin sowie Alpha-Blocker wie Phenoxybenzamin oder Tamsulosin. Auch Spasmolytika wie Dantrolen können eine Option sein. Bei einer schlaffen Blase steht die Nutzung von Einmalkathetern, die als Selbst- und Fremdkatheterismus durchgeführt werden kann, im Vordergrund. Zusätzlich ist hier eine Harnwegsinfektions-Prophylaxe wichtig. Beim überwiegenden Teil der Patienten führen diese Methoden zum Erfolg.
Interventionelle und operative Verfahren
Wenn jedoch konservative Methoden nicht ausreichend wirksam sind, kommen interventionelle und operative Verfahren in Betracht. Eine Instillation von flüssigem Anticholinergikum oder Botulinumtoxin A in die Blase kann die unwillkürliche Kontraktion des Schließmuskels verhindern und ermöglicht die Speicherung von Urin in der Blase, ohne ihn in die Nieren zu drücken. Allerdings kann dies zu erhöhtem Restharn führen, sodass Patienten zusätzlich Einmalkatheter verwenden müssen. Eine weitere Option bei hyperaktiver Blase ist die operative Implantation eines Blasenschrittmachers, der elektrische Impulse an die Nerven sendet, die zum Beckenboden und Schließmuskel der Blase führen. Dadurch wird eine bessere Kontrolle der Blase angestrebt. Es gibt auch weitere operative Verfahren wie Blasenaugmentation oder sakrale Stimulation, die nach entsprechender Diagnostik und Beratung in spezialisierten Zentren angeboten werden.
Inkontinenzprodukte
Neben Weiterentwicklungen bei Diagnose und Therapie hat es vor allem bei Inkontinenzprodukten enorme Fortschritte gegeben. Heutige moderne Inkontinenzprodukte sind in der Lage, den Betroffenen Sicherheit, Kontrolle und echte Lebensqualität zurückzugeben. Das große Angebot an verschiedenen Produkttypen und Varianten ist jedoch oft verwirrend. So gibt es z.B. nicht den einen Einmalkatheter, sondern verschiedenste Varianten, die sich in Beschichtung, Materialflexibilität, Katheterspitze, etc. unterscheiden. Wichtig ist, die Lösungen zu finden, die am besten auf die Reflexinkontinenz passen.