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Paralytischer Ileus

Was ist ein paralytischer Ileus?

Bei einem Ileus ist die Passage vom Darminhalt durch den Magen-Darm-Trakt gestört, sodass die normale Verdauung von Nahrung und Ausscheidung von Stuhl nicht mehr möglich ist. In der Umgangssprache wird der Ileus auch als so genannter Darmverschluss bezeichnet.

Der Mensch nimmt seine Nahrung über den Mund auf, von wo sie über die Speiseröhre in den Magen wandert. Schon im Mund beginnt die langsame, schrittweise Verdauung der Nahrung. An den Magen ist der Dünndarm angeschlossen, dessen Aufgabe es ist, die Nahrung weiter zu verdauen, aufzuspalten und die einzelnen Bestandteile der Nahrung über seine Schleimhaut aufzunehmen (Resorption) und in den Blutkreislauf zu überführen. Der Dünndarm ist fünf bis sechs Meter lang und wird in mehrere Abschnitte (Duodenunm, Jejunum, Ileum) unterteilt, die alle eigene Aufgaben haben. In das Duodenum münden Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Dort findet der größte Teil der Verarbeitung der Nahrung statt. Dabei gibt der Dünndarm die so genannten Verdauungssäfte in den Darm ab, die verschiedene Arten von Enzymen enthalten. (siehe Abb 1)

Das Verdauungssystem
Das Verdauungssystem

Alles, was der Mensch nicht verdauen und verwerten kann, wandert weiter in den nächsten Darmabschnitt, den Dickdarm. Dieser ist ca. 1 Meter lang und wird eingeteilt in Coecum, Colon ascendens, Colon transversum, Colon descendens, Sigma, Rektum, und Anus (siehe Abb 2) . Im Dickdarm beginnen Bakterien damit, die unverdaulichen Anteile der Nahrung zu zersetzen. Außerdem werden das Wasser und die Salze, die mit den Verdauungssäften in den Darm gelangt sind, im Dickdarm wieder über die Schleimhaut aufgenommen und dem Körper zurückgeführt.

Graphische Darstellung des Dickdarms
Graphische Darstellung des Dickdarms

Es gibt zwei Formen eines Darmverschlusses: Den so genannten mechanischen Ileus und den paralytischen Ileus, auch funktioneller Ileus genannt.

Beim mechanischen Ileus ist die Darmpassage durch ein tatsächlich vorhandenes Hindernis gestört. Je nach Ursache werden drei Untertypen des mechanischen Ileus unterschieden. Beim so genannten Kompressionsileus ist das Darmlumen von außen, beispielsweise durch Verklebungen der Eingeweide oder Tumoren, eingeengt. Beim Obstruktionsileus entsteht die Verengung durch Hindernisse im Inneren des Darms, z. B. durch Gallensteine, Tumoren, Fremdkörper oder durch Entzündungsprozesse bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie dem Morbus Crohn. Der dritte Untertyp ist der so genannte Strangulationsileus, bei dem es, z. B. durch eine Verdrehung des Darms um die eigene Achse oder durch eine Einstülpung des Darms in einen angrenzenden Darmabschnitt (Invagination) zu einer Einschnürung der den Darm versorgenden Blutgefäße kommt. Aufgrund der Unterversorgung mit Blut entsteht eine Schädigung der Darmwand.

Beim paralytischen Ileus ist der Darm selbst dagegen durchgängig. Allerdings hat die Muskulatur des Darms ihre Spannung verloren (Darmatonie), sodass es zu einer Darmlähmung kommt. In der Folge ist die Darmbewegung (Peristaltik) nicht mehr möglich und der Darminhalt kann nicht mehr durch den Darm befördert werden.

Paralytischer Ileus und Stuhlinkontinenz

Stuhlinkontinenz bedeutet zunächst einmal, dass der Stuhl nicht mehr richtig gehalten und daher ort- und zeitgerecht abgesetzt werden kann. Der Stuhl wird ohne willentliche Beeinflussung in Form von Luft, Darmschleim oder Stuhl verloren. Im Falle eines paralytischen Ileus kommt es erst in einem fortgeschrittenen, dann ernsten Stadium zur unkontrollierten Entleerung von fast schwarzem Stuhl.

Wie sehen die Symptome aus?

Die Symptome bei einem paralytischen Ileus sind stark abhängig von seiner Ursache. In den meisten Fällen macht er sich durch einen langsam beginnenden, mittelschweren Dauerschmerz bemerkbar, zu dem eine leichte, anhaltende Übelkeit mit häufigem Aufstoßen kommen kann. Später haben Patienten heftige Schmerzen. Mediziner sprechen von von einem „akuten Abdomen“.

Meist ist der Bauch zu Beginn eines paralytischen Ileus noch weich, aber aufgebläht. Später kann der Bauch hart und gespannt sein, was Ärzte als „Trommelbauch“ bezeichnen.

Anfänglich sind noch wenige, zu einem späteren Zeitpunkt sind - typisch für einen paralytischen Ileus - gar keine oder nur sehr verminderte Darmgeräusche vorhanden. Mediziner bezeichnen diesen Zustand als „Totenstille“.

Da der Darminhalt nicht mehr durch den Darm transportiert wird, bleibt der Stuhlgang aus. Auch Luft geht nicht mehr aus dem Darm ab. In einem späten Stadium der Erkrankung kann es dazu kommen, dass Betroffene einen gallig-stuhlartigen, flüssigen Darminhalt erbrechen (Miserere).

Bei einem sehr aufgeblähten Bauchraum kann das Zwerchfell nach oben in den Brustkorb gedrückt werden. In der Folge kann es zu einer beschleunigten Atmung kommen. Außerdem treten häufig ein Herzrasen (Tachykardie), niedriger Blutdruck (Hypotonie) und eine Austrocknung des Körpers (Exzikkose) auf.

Was sind die Ursachen?

Die Ursachen eines paralytischen Ileus können sehr unterschiedlich sein. Häufige Auslöser der Erkrankung sind beispielsweise Operationen im Bauchraum, durch die es zu einer reflexartigen Darmlähmung kommen kann. Weitere Ursachen für diesen so genannten reflektorischen Ileus sind Verletzungen des Bauchraums durch stumpfe Gewalt (stumpfes Bauchtrauma), Nierenkoliken, Wirbelbrüche, Schädel-Hirn-Traumata oder auch ein Herzinfarkt.

Auch durch Entzündungen der Nachbarorgane des Darms kann ein paralytischer Ileus entstehen. Typische Ursachen hierfür sind eine Bauchfellentzündung (Peritonitis), beispielsweise nach Durchtritt von Darminhalt in den Bauchraum (Darmperforation), oder eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Ebenso kann eine akute Entzündung von Ausstülpungen der Schleimhaut des Dickdarms (Divertikulitis) einen paralytischen Ileus auslösen.

Eine weitere Ursache für einen paralytischen Ileus ist ein gestörter Elektrolythaushalt, wie er beispielsweise bei einem hochgradigen Kaliummangel (Hypokaliämie) oder einer schweren Austrocknung des Körpers (Exsikkose) auftritt. Außerdem kann es aufgrund einer so genannten Harnvergiftung (Urämie) durch Nierenversagen oder bei einem diabetischen Koma zu einem paralytischen Ileus kommen. Auch verschiedene Medikamente, wie beispielsweise Antidepressiva, Opiate und Arzneimittel gegen Parkinson können zu einem paralytischen Ileus führen. Des Weiteren kann sich ein paralytischer Ileus aus einem ursprünglich mechanisch verursachten Ileus entwickeln.

Wie erfolgt die Diagnose?

Bei der Diagnose eines paralytischen Ileus ist der erste Schritt immer ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt (Anamnese). Dieser wird dabei Fragen nach den vorhandenen Beschwerden stellen, beispielsweise ob diese plötzlich oder allmählich aufgetreten sind, ob und wo genau der Betroffene Schmerzen verspürt, wann der letzte Stuhlgang aufgetreten ist und ob zum Beispiel Speisereste oder Fäkalien erbrochen wurden. Wichtig für die Diagnose sind auch Informationen zu anderen bestehenden Erkrankungen oder vorherigen Operationen – vor allem im Bauchraum.

Anschließend folgt eine gründliche körperliche Untersuchung, bei welcher der Arzt unter anderem den Bauch abtasten und mit einem Stethoskop abhören wird. Mit einem leichten Druck auf den Bauch wird er überprüfen, ob sich auf diese Weise Schmerzen auslösen lassen. Außerdem wird der Arzt eine rektale Tastuntersuchung durchführen, bei der er den Darmausgang und den Mastdarm mit einem Finger über den After austastet.

Bei der Diagnose des paralytischen Ileus ist es auch wichtig, diesen von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome hervorrufen können, abzugrenzen. Deshalb wird der Arzt weitere Untersuchungen durchführen, um die Diagnose eines Ileus zu bestätigen beziehungsweise andere Erkrankungen auszuschließen. Zu diesen Untersuchungen zählen beispielsweise:

  • Blutuntersuchung
    Im Rahmen einer Laboruntersuchung des Bluts können unter anderem die so genannten Entzündungsmarker C-reaktives Protein (CRP) und Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) bestimmt werden, um eine Entzündung nachzuweisen. Außerdem können beispielsweise die Nieren- (z. B. Harnstoff, Kreatinin, Kreatinin-Clearance), die Leberwerte (z. B. GOT, GPT), der Blutzucker und die Elektrolytkonzentrationen gemessen werden, um Erkrankungen anderer Organe auszuschließen.
  • Röntgenuntersuchung
    Im Röntgenbild des Bauchraums kann der Arzt bei einem paralytischen Ileus im gesamten Magen-Darm-Trakt an betroffenen Stellen aufgeblähte Schlingen mit einer glatten Wandkontur und Flüssigkeitsansammlungen feststellen. Gleichzeitig kann er andere Erkrankungen, Veränderungen oder Verletzungen der Organe des Bauchraums erkennen.
  • Ultraschalluntersuchung
    Auch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums (Abdomensonographie) zeigt bei einem paralytischen Ileus deutlich die flüssigkeitsgefüllten, aufgeblähten Darmschlingen. Außerdem kann der Arzt im Ultraschall überprüfen, ob die Darmbewegung (Peristaltik) noch vorhanden ist oder fehlt.

Wie sieht die Therapie aus?

Die Therapie eines paralytischen Ileus richtet sich immer nach seiner Ursache. Wichtigster, erster Schritt der Behandlung ist auf jeden Fall, dass Betroffene nicht mehr essen oder trinken dürfen.

Um die auftretenden Beschwerden zu lindern, können zunächst – unabhängig von der Ursache des paralytischen Ileus – verschiedene Maßnahmen durchgeführt werden. Da aufgrund des Darmverschlusses die im Verdauungssaft enthaltenden Elektrolyte und Flüssigkeit nicht mehr ausreichend zurückgeführt werden, erhalten Betroffene zunächst eine Infusion, um den Elektrolyt- und Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Außerdem wird meist ein dünner Schlauch direkt in den Magen geschoben. Über diese so genannte Magensonde versucht der Arzt dann, den Mageninhalt abzusaugen, um den Darm zu entlasten. Außerdem kann ein Blasenkatheter gelegt werden, über den Urin ausgeschieden werden kann. Gegen Symptome wie Übelkeit, Erbrechen oder Schmerzen können entsprechende Medikamente gegeben werden. Außerdem existieren bestimmte Arzneimittel, zum Beispiel die Wirkstoffe Neostigmin und Dexpanthenol, mit denen die bei einem paralytischen Ileus verlorengegangene Darmbewegung (Peristaltik) unter Umständen wieder angeregt werden kann.

Ist der paralytische Ileus Symptom einer anderen Grunderkrankung, steht grundsätzlich deren Behandlung im Vordergrund der Therapie.

Paralytischer Ileus und Inkontinenz-Hilfsmittel:

Bei einem paralytischen Ileus kommen Hilfsmittel nur bedingt zum Einsatz. Wenn, dann vor allem in der späten Phase, in der dann der Stuhl unkontrolliert abgesetzt wird. Hier können Vorlagen bzw. Windeln oder Pants die Pflege und das Leben der dann schwer kranken Patienten erleichtern.

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Weiterführende Informationen

  • DGVS
    Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten : www.dgvs.de