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Inkontinenz

Inkontinenz im Überblick

  • Sowohl bei Harn- als auch Stuhlinkontinenz ist der Körper nicht (mehr) in der Lage, den Blasen- und/oder Darminhalt sicher zu speichern und selbstbestimmt zu entleeren.
  • Beide Erkrankungen gehören zu den häufigsten Gesundheitsproblemen; zwischen vier und fünf Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen – mehr Frauen als Männer.
  • Speziell bei der Harninkontinenz unterscheidet man verschiedene Formen. Zu den am weitesten verbreiteten gehören die Belastungs- und die Dranginkontinenz.
  • Die Ursachen sind vielfältig, z.B. Schwangerschaften und Geburten, Übergewicht, Operationen und Unfälle, Tumore, neurologische Erkrankungen oder die Einnahme bestimmter Medikamente.
  • Durch geeignete Diagnose und Therapie kann Inkontinenz in vielen Fällen geheilt werden. Hierfür gibt es bereits viele konservative Maßnahmen wie Umstellung von Ernährung und Flüssigkeitsaufnahme, Beckenbodentraining, Verhaltenstraining, , aber auch medikamentöse und operative Optionen
  • Kann Inkontinenz nicht geheilt werden, gibt es ein umfangreiches Angebot an Inkontinenzhilfsmittlen. Diese helfen, Inkontinenz im Alltag zu beherrschen und Lebensqualität zurückzugewinnen

Was ist Inkontinenz?

Unter Inkontinenz versteht man entweder eine Harninkontinenz (Blasenschwäche) oder aber eine. Harn- Stuhlinkontinenz und Stuhlinkontinenz können einzeln, aber auch gemeinsam auftreten. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das Gleiche: Der Körper ist nicht (mehr) in der Lage, den Blasen- und/oder Darminhalt sicher zu speichern und selbstbestimmt zu entleeren. Dieses Phänomen ist nicht selten: An einer Harninkontinenz leiden in Deutschland circa 5 Millionen Menschen, die Dunkelziffer ist hoch. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Bei Frauen über 50 ist jede Dritte betroffen. Von einer Stuhlinkontinenz sind in Deutschland circa 4 Millionen Menschen betroffen. Nicht selten sind es ältere Menschen. 

Der ungewollte Abgang bzw. Verlust von Urin oder aber Stuhl kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dementsprechend mehr oder weniger belastet und schränkt das den Alltag ein. Nach richtiger Diagnose bestehen heute jedoch glücklicherweise viele Möglichkeiten der Behandlung, sodass eine Inkontinenz oft geheilt werden kann.

Welche Inkontinenzformen gibt es?

Eine Inkontinenz ist gekennzeichnet durch die Tatsache, dass sich der Urin oder der Stuhl nicht mehr zurückhalten lässt. Bei der Harninkontinenz unterscheidet man verschiedene Formen, bei der Stuhlinkontinenz jedoch nicht.

Formen der Harninkontinenz:

Es wird primär unterschieden zwischen Belastungsinkontinenz (früher als Stressinkontinenz bezeichnet), Dranginkontinenz und Mischinkontinenz (Mischform aus Harn- und Dranginkontinenz). Darüber hinaus gibt es spezielle Formen wie Überlaufinkontinenz, supraspinale und spinale Reflexinkontinenz, extraurethrale Inkontinenz, Enuresis (nächtliches Einnässen bei Kindern) und Nykturie (nächtliches Wasserlassen bei Erwachsenen). 
Die häufigste Form ist die Belastungsinkontinenz. Sie tritt bei Frauen in ca. 55% und bei Männern in ca. 50% der Fälle auf und lässt sich in vier Schweregrade unterteilen. Die Steigerung geht von Urinverlust durch schwere körperliche Belastung über Harnverlust bei Husten oder Lachen bis hin zum unwillentlichen Verlust des Urins im Stehen und Liegen (Grad 4). 
Die Dranginkontinenz ist bei Männern deutlich ausgeprägter und ist gekennzeichnet durch eine Störung der Blasenspeicherkapazität. Bereits bei kleinen Mengen an Urin in der Blase zieht sich der Muskel zusammen, da er überaktiv ist. Ein starker nicht mehr zu oder nur noch schwer zu steuernder Harndrang entsteht. 
Die Mischinkontinenz ist wie der Name schon sagt eine Mischung aus Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. Ein Phänomen, das man vor allem bei Frauen und hier des zunehmenden Alters antrifft. 

Häufigkeit von Harninkontinenzformen nach Geschlecht
Häufigkeit von Harninkontinenzformen nach Geschlecht

Welche Ursachen führen zu einer Inkontinenz?

Es gibt viele Ursachen für eine Urininkontinenz. Nicht immer und automatisch ist eine Urininkontinenz eine Erkrankung des höheren Alters. Auch junge Menschen, vor allem Frauen, können betroffen sein z.B. nach Schwangerschaft und/ oder Entbindung. Darüber hinaus können Erkrankungen im Bereich der Nervenzellen (z.B. Multiple Sklerose) oder auch Unfälle oder Operationen zu einer Harninkontinenz führen. Bei Männern kann auch eine Prostata-Vergrößerung ursächlich sein.

Betrachtet man die verschiedenen Formen der Harninkontinenz, so ist bei einer Belastungsinkontinenz eine eingeschränkte Funktionsfähigkeit/schwäche des Schließmuskels, z.B. als Folge einer vaginalen Geburt oder auch von Übergewicht ursächlich. Beides ist eine Belastung für den Beckenboden. Auch Operationen oder Unfälle in dem Bereich können zu Nervenschäden und nachfolgend zu einer Belastungsinkontinenz führen. Sogar ein chronischer Reizhusten (Raucherhusten) schädigt auf Dauer den Beckenboden. Und speziell bei Männern sind Operationen im Bereich der Prostata ein Risiko für eine Belastungsinkontinenz.

Bei der Dranginkontinenz führt ein überaktiver Blasenmuskel zum unkontrollierten Urinverlust, dies vor allem bei älteren Frauen. Organische Gründe sind Nervenschädigungen, neurologische Erkrankungen (Multiple Sklerose, Parkinson, Alzheimer), ständige Reizungen der Blase zum Beispiel durch Entzündungen. Bei Männern kann auch eine vergrößerte Prostata „schuld“ sein.

Bei der Mischinkontinenz besteht eine Kombination aus geschwächtem Beckenboden plus überaktivem Blasenmuskel.

Bei der Überlaufinkontinenz sind Hindernisse oder Nervenschädigungen die Ursache.

Bei der Reflexinkontinenz sind Nervenschäden an Gehirn oder Rückenmark durch Krankheiten wie Multiple Sklerose, Parkinson oder auch Demenzerkrankungen, oder eine Querschnittslähmung nach einem Unfall ursächlich.

Stuhlinkontinenz:

Auch für die Stuhlinkontinenz gibt es viele Ursachen. Dazu zählen Schädigungen des Schließmuskels oder der Analhaut (z.B. nach Mehrfachgeburten oder bestimmte Krebsoperationen), Beckenboden-Insuffizienz (z.B. nach Mehrfachgeburten oder bestimmte Krebsoperationen), Durchfall-Erkrankungen (z.B. bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), Nervenschädigungen (z.B. Multiple Sklerose), Verstopfungen/Darm-Motilitätsstörungen oder Hämorrhoiden. Auch hier spielt das Übergewicht eine Rolle. Mit zunehmendem Alter nehmen Muskelmasse und Spannung des Schließmuskels ab. Und nicht zu vergessen sind einige Medikamente wie Abführmittel oder auch Antidepressiva, die eine Stuhlinkontinenz begünstigen.

Welche Symptome sind typisch für eine Inkontinenz?

Harninkontinenz:

Abhängig von der Form der Harninkontinenz unterscheiden sich die Symptome. Nachfolgend gehen wir kurz auf die wichtigsten Punkte ein.

Belastungsinkontinenz: Sie wird gemäß der Symptomatik in Grade eingeteilt. Grad I beschreibt den unwillkürlichen Urinverlust bei schwerer körperlicher Aktivität wie zum Beispiel Husten, Pressen oder Heben von schweren Gegenständen. Grad II beinhaltet den Urinverlust bei leichten körperlichen Aktivitäten wie zum Beispiel Gehen oder Aufstehen. Grad III bedeutet Urinverlust auch schon im Liegen. Ursachen der Belastungsinkontinenz bei Frauen.

Dranginkontinenz: Hier besteht ein plötzlicher sehr starker Harndrang, obwohl die Blase noch gar nicht voll ist. Der Urin wird im Schwall entleert, dieses kann mehrfach pro Stunde auftreten.

Mischinkontinenz: Eine Kombination der Symptome aus Belastungs- und Dranginkontinenz.

Überlaufinkontinenz: Die Blase scheint dauerhaft übervoll, es tröpfelt scheinbar immer. Typisches Phänomen bei vergrößerter Prostata oder auch Nervenschädigungen.

Reflexinkontinenz: Die Blase lässt sich aufgrund nervlicher Störungen z.B. Querschnittslähmung. Alzheimer, Parkinson oder auch Multiple Sklerose nicht mehr steuern. Patienten spüren ihre Blase nicht mehr und (er)kennen den Füllzustand nicht.

Extraurethrale Inkontinenz: Hier handelt es sich um einen Verlust von Urin aufgrund von z.B. Fisteln außerhalb des Harntraktes. Fisteln sind nicht natürliche Verbindungskanäle von Blase/ Darm nach außen.

Stuhlinkontinenz:

Bei der Stuhlinkontinenz wird unterschieden zwischen Drang- und sensorischer Inkontinenz. Bei der Dranginkontinenz wird der Stuhldrang bemerkt, meist aber reicht es nicht mehr bis zur Toilette. Bei der sensorischen Form wird der Stuhlgang nicht (mehr) bemerkt – weder der Füllzustand noch der Entleerungsdrang. Unterschieden werden 3 Grade: Unkontrollierter Abgang von Luft und gelegentliches Stuhlschmieren bei Belastung bedeutet Grad 1. Bei Grad 2 ist es nicht möglich, Darmgase und dünnen Stuhl zu halten. Bei Grad 3 besteht ein totaler Kontrollverlust über die Darmentleerung. Die Folgen sind Stuhlschmieren oder Verlust auch von festem Stuhl.

Wie erfolgt die Diagnose?

Harninkontinenz:

Die Basisdiagnostik ermittelt das Ausmaß und die Form der Harninkontinenz. Eine gezielte Anamnese, die körperliche Untersuchung, die Urinuntersuchung und die Auswertung eines Miktionsprotokolls sind die ersten Schritte auf dem Weg zur richtigen Diagnose. In einem Miktionsprotokoll wird über einige Tage notiert, wann man Wasser lassen musste, wie stark der Harndrang war, ob es zu einem unwillkürlichen Harnabgang kam. Und es wird auch aufgeschrieben, wie viel man am Tag getrunken hat.

Miktionsprotokoll (Download als PDF-Datei)
Miktionsprotokoll (Download als PDF-Datei)

Darüber hinaus gibt es viele spezifische Untersuchungsmethoden. Dazu zählen zum einen die Urodynamik mit Uroflowmetrie, Zystometrie, Urethradruckprofil, Videourodynamik und weiteren Tests (Valsalva Leak Point Pressure) zur Beurteilung der Funktion von Blase und Harnröhre. Ferner gehören dazu die Bildgebung mittels Ultraschall und Röntgen, die Blasenspiegelung, die Restharnbestimmung und ein Pad-Test (Vorlagen-Wiege-Test).
Urodynamik: Über spezielle dünne Katheter, die in die Blase und den Enddarm gelegt werden, können der Druck in der Blase, die Schließmuskelaktivität, der intrabdominelle Druck und auch die Beckenbodenaktivität bestimmt und mögliche Fehlfunktionen festgestellt werden. Zusätzlich können der Harnfluss und der nach dem Wasserlassen noch in der Blase verbleibende Urin (Restharn) bestimmt werden. Die Bildgebung der Nieren, der Blase, der Harnröhre und des Beckenbodens ist prinzipiell mittels Röntgen-, Ultraschall- oder Kernspinuntersuchung möglich. Eine Blasenspiegelung erfolgt mittels eines optischen Gerätes, dass unter Narkose oder lokaler Betäubung in die Blase eingeführt wird, um das Innere zu betrachten. Die Restharnbestimmung erfolgt, um die am Ende des Wasserlassens noch in der Blase verbleibende Urinmenge zu bestimmen.

Stuhlinkontinenz:

Ähnlich wie bei der Harninkontinenz erfolgen auch bei Stuhlinkontinenz erst einmal ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt, eine Anamnese und eine körperliche Untersuchung. Und auch hier gibt es ein Tagebuch. Im Stuhltagebuch notiert man unter anderem, wann und wie häufig man auf die Toilette musste, ob evtl. ein Malheur passiert ist.

Stuhltagebuch (Download als PDF-Datei)
Stuhltagebuch (Download als PDF-Datei)

Darüber hinaus können eine Spiegelung des Enddarms (Rektoskopie) und in Narkose des Dickdarms (Koloskopie), Ultraschall-Untersuchungen (Endosonografie), eine Analsphinktermanometrie, eine Defäkografie und ein Elektromyogramm erfolgen.

Die Koloskopie ist eine Spiegelung des Darms mit Hilfe eines dünnen Schlauchs, der in den Darm eingeführt wird. Optik und Kamera erlauben die Sichtung des Darms von Innen, um Tumore, Polypen, Entzündungen und Veränderungen der Schleimhaut zu entdecken. Die Endosonografie meint eine Untersuchung mittels Ultraschall, im Darm über eine dünne Sonde. Mittels Analsphinktermanometrie kann durch Einführen einer kleinen Sonde in den Analkanal die Funktion des Schließmuskels geprüft werden. Die Defäkografie dient der Darstellung funktioneller Abläufe während der Darmentleerung. Dazu wird der Enddarm mit Kontrastmittel gefüllt und ein Röntgen-Film gemacht.

Was kann man gegen Inkontinenz tun?

Neben allen therapeutischen Maßnahmen bei Inkontinenz sollte man die Dinge nicht vergessen, die man selber tun kann, um die Kontinenz zu fördern. Meist folgt die Behandlung einer Art Stufenplan: Zunächst kommen konservative Verfahren zur Anwendung. Erst wenn sich hierdurch kein Erfolg einstellen sollte, werden medikamentöse und zuletzt operative Optionen in Betracht gezogen.

1. Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme optimieren

Zu wenig oder zu viel Flüssigkeit kann Symptome einer Harninkontinenz hervorrufen. Empfohlen werden ca. 1,5-2 l pro Tag; empfehlenswerte Getränke sind bspw. Wasser, Tee (ohne Koffein), Fruchtsäfte. Kaffee, Alkohol und zuckerhaltige Getränke wirken im Allgemeinen harntreibend, können die Blase reizen und sind daher problematisch. Eine gesunde Ernährung (mit vielen Ballaststoffen, Gemüse und Obst) wiederum kann das Risiko von Verstopfung und Übergewicht reduzieren; beides Faktoren, die eine Harninkontinenz begünstigen können.

2. Bewegung und körperliche Betätigung

Regelmäßige körperliche Betätigung und Bewegung stärkt die Muskulatur (auch die für Kontinenz wichtige Beckenbodenmuskulatur), reduziert Übergewicht, erhält und unterstützt Mobilität und Unabhängigkeit. Als Sportarten eignen sich gemäßigte, entspannende Sportarten, bei denen kein zu großer Druck auf Bauch und Beckenboden ausgeübt wird. Dies sind z.B. Yoga, Schwimmen, Gymnastik, Joggen, Tanzen, Spazierengehen/Walking.

3. Blasentraining

Blasentraining kann eine effektive, einfache Methode sein, um im Falle einer überaktiven Blase wieder mehr Kontrolle über Blase und Ausscheidungsverhalten zu erlangen. Ziel des Blasentrainings ist, die Zeiträume zwischen den Blasenentleerungen zu vergrößern, damit sich die Blase richtig füllen kann. So soll der Blasenmuskel trainiert und die Blasenkapazität erhöht werden, um häufigen Harndrang und Toilettengänge auf Dauer zu reduzieren.

4. Beckenbodentraining

Der Beckenboden bildet den Abschluss des unteren Bauchraums im Becken und besteht aus einem Netzwerk von Bindegewebe, Bändern und Muskeln, die eng miteinander verbunden sind. Seine Aufgabe ist es, die im Becken befindlichen Organe wie beispielsweise Harnblase, Scheide, Gebärmutter und Darm elastisch nach unten hin aufzufangen und den Verschluss von Harnröhre und After zu unterstützen. Eine schwache bzw. gestörte Beckenbodenfunktion kann zu vielen Beschwerden führen; u.a. auch den unkontrollierten Verlust von Urin oder auch Stuhl begünstigen. Beim Beckenbodentraining handelt es sich um verschiedene Übungen zur Kräftigung des Beckenbodens, die zumeist aus einer bewussten An- und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur bestehen. Die Übungen können nach Einweisung durch einen Physiotherapeuten auch eigenständig zu Hause durchgeführt und in den Alltag integriert werden.

5. Elektrostimulation

Bei der Elektrostimulation wird eine Elektrode in den Darm oder die Scheide eingeführt, die leichte elektrische Impulse aussendet und auf diese Weise die Muskulatur des Beckenbodens aktiv anregt und stärkt. Mit Hilfe dieser Methode können die Betroffenen lernen, den Beckenboden wieder zu spüren und eigenständig anzuspannen. Elektrostimulation kann sich insbesondere für solche Betroffene eignen, die zunächst nicht eigenständig in der Lage sind, ihre Beckenbodenmuskeln bewusst anspannen zu können.

6. Biofeedback

Beim Biofeedback-Verfahren wird eine Sonde in den Darm oder die Scheide eingeführt, die die Anspannung des Beckenbodens misst und diese als Ton- oder Lichtsignal wiedergibt. Die direkte Rückmeldung, ob und in welcher Stärke die Beckenbodenmuskulatur angespannt wird, schult die Wahrnehmung des Betroffenen und fördert eine bessere Kontrolle der Beckenbodenmuskulatur.

1. Ernährung

Eine geeignete Ernährung kann die Kontinenzsituation beeinflussen und Stuhlkonsistenz, -frequenz und Regelmäßigkeit des Stuhlgangs verbessern. Durch eine ballaststoffreiche Ernährung zum Beispiel kann ein geschmeidiger weicher und geformter Stuhl produziert werden, der einfacher auszuscheiden ist als harter Stuhl und weniger schnell ungewollt verloren wird wie z.B. flüssiger Stuhl. Ballaststoffreiche Ernährung fördert auch häufigere, regelmäßigere Darmbewegungen und kann sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall hilfreich sein. Viele Ballaststoffe finden sich zum Beispiel in Getreideprodukten (Dinkel, Gerste, Roggen, usw.), Gemüse und Obst (Kohl, Möhren, Kartoffeln, Feigen, usw.), Hülsenfrüchten (Erbsen, Bohnen, Linsen, usw.), Nüssen und Samen (Mandeln, Mohn, Leinsamen, usw.). Darüber hinaus sollte auf Kaffee, Alkohol sowie Getränke mit Kohlensäure nach Möglichkeit verzichtet werden. Generell hilft es, zu dokumentieren, welche Erfahrungen Sie mit einzelnen Lebensmitteln gemacht haben und insbesondere welche Sie nicht vertragen haben. Das kann Ihnen und ihrem Berater dabei helfen, den für Sie optimalen Ernährungsplan zu erstellen.

2. Toilettentraining

Toilettentraining ist ein Verhaltenstraining und kann Betroffenen von Stuhlinkontinenz helfen, ihren Stuhlgang wieder zu normalisieren. Dies geschieht durch das Einführen regelmäßiger Zeiten für den Toilettengang. Der wesentliche Vorteil von Toilettentraining besteht darin, dass der Stuhlgang berechenbarer wird und Sie nicht überstürzt auf Toilette eilen müssen. Darüber hinaus reduziert sich durch den regelmäßigen Stuhlgang das Risiko einer Verstopfung.

3. Irrigation

Anale Irrigation ist ein Verfahren zur kontrollierten Entleerung des Darmes. Diese wird erreicht, indem über den Anus Flüssigkeit in den Darm gefüllt wird. Durch das zusätzliche Volumen wird der Darm gedehnt, natürliche Entleerungsreflexe angeregt und Stuhl und Irrigationsflüssigkeit abgeführt. Da nun erst wieder Stuhl aus höher gelegenen Darmabschnitten nachrutschen muss, kann bei regelmäßiger Anwendung eine ausscheidungsfreie Zeit von bis zu 48 Stunden bewirkt und ungewollter Stuhlabgang zwischen den Irrigationen verhindert werden. Der wesentliche Vorteil dieser Technik ist, das Betroffene durch regelmäßige Anwendung oftmals wieder die Kontrolle über die Stuhlentleerung zurückerlangen. Zudem ist die Stuhlentleerung steuerbar – der Betroffene bestimmt Ort und Zeit selbst.

4. Beckenbodentraining

Beckenbodentraining wurde bereits ausführlicher bei Maßnahmen zur Förderung einer Harninkontinenz beschrieben. Auch bei Stuhlinkontinenz ist Beckenbodentraining eine wichtige Technik, bei der Betroffene über An- und Entspannung des Schließmuskels Stuhlausscheidungen besser kontrollieren können.

5. Biofeedback

Beim Biofeedback-Training wird eine Sonde in den Anus eingeführt, die auf einem speziellen Gerät den Anspannungszustand des Schließmuskels anzeigt. Über diese optische Rückkopplung kann dann die Koordination des Schließmuskels und die bewusste An- und vor allem Entspannung trainiert werden.

6. Elektrostimulation

Bei der Elektrostimulation wird eine Kontraktion der Muskeln durch elektrische Impulse angeregt. Hierfür werden Elektroden mit einer Sonde in den After eingeführt. Das Training kann die Muskulatur kräftigen und das Bewußtsein des Betroffenen für die Muskeln schärfen.

Welche medikamentösen und operativen Optionen gibt es?

Harninkontinenz:

Bei einer Harninkontinenz gibt es Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie:
Bei einer Belastungsinkontinenz stehen Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer im Vordergrund. Duloxetin steigert die Aktivität eines Nerven im Beckenboden, der die Schließmuskeln der Harnblase versorgt. Es erhöht zudem die Kontraktionskraft des Harnröhrenmuskels und reduziert den Harndrang. Unerwünschte Nebenwirkungen sind zum Beispiel Übelkeit und Schwindel. Bei Dranginkontinenz stehen Anticholinergika allein oder in Kombination mit Östrogenen zur Verfügung. Anticholinergika entspannen den Blasenmuskel. Unerwünschte Nebenwirkungen sind hier Mundtrockenheit, Sehstörungen, Übelkeit, Herzrasen oder Verstopfung. Lokal eingesetzte Östrogene führen bei postmenopausalen Frauen
zu guten Ergebnissen, auch in Kombination mit einem Anticholinergikum. Eine weitere Option ist die Instillation von Botulinumtoxin in die Blase. Wenn alle nicht-operativen Therapieversuche ohne Erfolg waren, kann auch über eine Operation nachgedacht werden. Optionen beim Mann sind die Anlage eines künstlichen Schließmuskels oder aber einer funktionellen Schlinge. Bei der Frau steht - vor allem bei der Belastungsinkontinenz - die Schlingen-Operation klar im Vordergrund. Alternativen sind die Umspritzung der Harnröhre mit Kollagen, Silikon oder auch Botox, eine Lasertherapie im Bereich des Beckenbodens oder die Implantation eines künstlichen Schließmuskels. Bei der Dranginkontinenz besteht zudem die Möglichkeit, einen Blasenschrittmacher zu implantieren. Einzelheiten zu den jeweiligen Ansätzen erklärt Ihnen der behandelnde Arzt.

Stuhlinkontinenz:

Bei einer Stuhlinkontinenz bestehen verschiedene Möglichkeiten der medikamentösen Behandlung. Abführmittel/ Laxantien stimulieren den Darm, Motilitätshemmer reduzieren die Häufigkeit des Stuhlgangs. Was genau wann eingesetzt werden kann, muss der behandelnde Arzt mit Ihnen besprechen und entscheiden.

Abhängig von der Ursache der Stuhlinkontinenz gibt es auch operative Optionen. Es bestehen verschiedene Optionen im Bereich des Schließmuskels oder aber die Möglichkeit einer Verbindung von Dickdarm und Bauchwand (Künstlicher Darmausgang). Bei einem Vorfall (Prolaps) des Enddarms kann dieser operativ saniert werden. Und auch die sogenannte sakrale Nervenstimulation ist eine Interventionsmöglichkeit. Einzelheiten kann der behandelnde Arzt erläutern.

Welche Hilfsmittel sind sinnvoll?

Trotz der sehr guten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten gelingt es manchmal nicht, Inkontinenz erfolgreich zu therapieren. Für diesen Fall gibt es heute ein umfangreiches Angebot hochmoderner Inkontinenzhilfsmittel. Diese helfen, Inkontinenz-Probleme im Alltag zu beherrschen und aktiv am öffentlichen Leben teilzunehmen. Eine gute, individuelle Inkontinenzversorgung ist für viele Betroffene ein echter Segen und hilft, Lebensqualität zurückzugewinnen. Einerseits lassen sich Inkontinenzhilfsmittel nach Hilfsmitteln für Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz oder Harn-und Stuhlinkontinenz unterscheiden (siehe Abbildung). Eine weitere Unterscheidung ist die in aufsaugende Produkte (wie z.B. Windeln für Erwachsene und Inkontinenzeinlagen) sowie ableitende Systeme (wie z.B. Urinalkondome oder Einmalkatheter).

Inkontinenzprodukte
Inkontinenzprodukte


Wichtig ist, eine Inkontinenzversorgung zu finden, die zur persönlichen Situation passt. Dabei spielen Faktoren wie Ursache und Schwere der Inkontinenz, die körperliche und geistige Verfassung sowie vor allem auch Wünsche, Lebensstil und Prioritäten des Betroffenen eine Rolle. Da das Marktangebot an Produkten enorm umfangreich ist und die Auswahl einer guten Inkontinenzversorgung sowohl Marktüberblick als auch Kompetenz erfordert, empfiehlt sich die Auswahl eines guten Inkontinenzberaters. Dieser sollte über die gesamte Bandbreite an Möglichkeiten und Produkten beraten können und anbieten können, verschiedene Produkte kostenfrei zu testen.